Maurice Steger: Der Paganini der Blockflöte

Der Schweizer Blockflötist Maurice Steger gehört international zu den schillerndsten Musikerpersönlichkeiten seines Faches. Sein virtuoses, facettenreiches und energiegeladenes Spiel ist einzigartig und jede seiner Darbietungen lebt von seiner mitreißenden Ausstrahlung. Im Rahmen des SHMF gastiert der „Paganini der Blockflöte“ zusammen mit The English Concert in Meldorf und Rendsburg

Sie haben die Blockflöte in den letzten Jahren zurück auf die großen Bühnen dieser Welt gebracht. Woher nehmen Sie die Energie, mit der Sie dem Instrument zum Comeback verholfen haben?

Natürlich bin ich nicht der Einzige, der der Blockflöte zum Comeback verholfen hat, aber ich habe einen Teil dazu beigetragen, und ich freue mich unglaublich, dass die Blockflöte heute wieder breit in vielen Konzertformaten eingesetzt wird. 
Woher ich die Energie nehme? Für mich sind ganz einfache Grundprinzipien des Lebens wichtig: gut schlafen, gesund essen, etwas Bewegung haben, mentales Training und sich mit der Musik auseinandersetzen. Dann kann man neue musikalische Ideen auch auf das Instrument übertragen.

Trotzdem ist die Blockflöte noch immer als pädagogisches Instrument für Grundschüler belächelt und hat nicht den gleichen Stellenwert wie andere Instrumente. Frustriert Sie das?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin auch mit der Blockflöte aufgewachsen und habe einfach für meinen Teil versucht, das Gegenteil zu beweisen. Ich wollte ein Vorbild sein und mache heute viele Kinder- und Jugendkonzerte, um junge Zuhörer davon zu überzeugen, dass die Blockflöte toll klingen kann.

Was fasziniert Sie so an der Blockflöte?

Die Blockflöte war noch nie ein universelles Instrument, das wie die Geige im Orchester überall eingesetzt wurde, sondern hat eher einen Exotenstatus. Wir haben stattdessen ganz spezielle Dinge zu bieten, die einfach nicht überall einsetzbar sind. Daneben ist es eine ganz tief empfundene Liebe zum Klang, dieses Zerbrechliche und herzerwärmend Schöne, manchmal aber auch Unberechenbare. Ich bin noch heute dabei, die Blockflöte immer wieder auf spannende Weise neu kennenzulernen, weil es so ein direkter Weg ist, Musik zu machen.

Was erwartet das Publikum bei Ihrem Konzert?

Ich wollte auf den Festivalschwerpunkt „Musikmetropole London“ eingehen und ein Programm zusammenstellen, das die „himmlische Barockzeit“ im London der Goldenen Dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts feiert. Damals florierte das Musikleben um Georg Friedrich Händel, der die besten Musiker aus ganz Europa zu sich nach London einlud, um bei und mit ihm zu musizieren. Diese Zeit war geprägt vom Zusammentreffen verschiedener stilistischer Einflüsse und inspirierender Immigranten, die einen neuen englischen Stil prägten. Vor allem kamen Musiker aus Italien, die mit ihrer Virtuosität auf der Blockflöte für wahre Begeisterungsstürme sorgten.
Mein Programm versucht, die verschiedenen Komponisten und deren Ideen zu verbinden und dem Publikum diesen englischen Geschmack etwas näher zu bringen.


Unterstützt werden Sie dabei von „The English Concert“. Was schätzen Sie an diesem Ensemble?

Das Orchester ist großartig und in der Tradition englischer Musizierweise verankert. Es hat eine ganz besondere Klangfarbe und nähert sich dieser Musik noch anders als ein deutsches oder italienisches Orchester. Ich fühle mich sehr wohl mit ihrer edlen, leicht distinguierten Spielweise, die herzlich ist und nie direkt herausdröhnt.