Elbwärts – auf den Spuren von Heinrich Schütz

Heinrich Schütz war einer der gefragtesten Komponisten des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Anlässlich seines 350. Todestags haben das in Kopenhagen ansässige Vokalensemble Theatre of Voices und die Hamburger Ratsmusik unter dem Motto “elbwärts” ein Programm zusammengestellt, das Schütz’ Reisen von Dresden nach Kopenhagen an den Hof des dänischen Königs nachvollzieht und dabei einige derjenigen Orte ansteuert, die an der mutmaßlichen Reiseroute lagen. Auf ihrer Tournee machen die Musiker am 2. November auch Station im Meldorfer Dom. Andreas Guballa hat mit der Gambistin und Konzertmeisterin Simone Eckert über das Programm gesprochen.

Hamburger Ratsmusik und Theatre of Voices proben „elbwärts“. Foto privat

Was fasziniert Sie an Heinrich Schütz?

Heinrich Schütz gilt unbestritten als der größte deutsche Komponist des Frühbarocks. Schon seine Zeitgenossen priesen ihn als “Orpheus unserer Zeit” und auf seinem Grabstein in der alten Dresdner Frauenkirche wurde er als “bedeutendster Musiker seines Jahrhunderts” gerühmt. Mich hat vor allem aber sein Bezug zu Schleswig-Holstein interessiert. Dänemarks König Christian IV., ein großer Musikliebhaber und – kenner, gelang es zweimal Schütz als Hofkapellmeister von Dresden nach Kopenhagen zu locken. Auf dem Weg dorthin ist er mindestens zweimal durch Schleswig-Holstein gereist und hat auch Dithmarscher Boden betreten. Diese Reisen wollen wir in unserem Konzert nachzeichnen.

Was erwartet das Publikum musikalisch?

Für mich war es interessant, diese Spuren nicht nur geografisch nachzuverfolgen, sondern auch die musikalischen Kontakte zu betrachten, die Heinrich Schütz zu Kollegen vor Ort geknüpft hat. Zum Beispiel ist der Hamburger Ratsmusiker Johann Schop mit Schütz gereist und hat mit ihm zusammengearbeitet. Aus dessen Musik kann man heraushören, dass er von Schütz beeinflusst wurde und ihn geschätzt hat. Ein wichtiger Mensch im Leben von Heinrich Schütz war auch Landgraf Moritz von Hessen, der schon früh dessen Talent entdeckt und ihn nach Kassel geholt hat, wo er ihm eine fundierte Ausbildung finanzierte und in zum Studium nach Venedig geschickt hat. Dieser Landgraf hat sich sehr um die Musikkultur verdient gemacht und hat auch selbst sehr ernstzunehmende Musik komponiert, mit der wir unser Konzert eröffnen. Daneben werden Kompositionen von Weggefährten und Zeitgenossen erklingen wie Auszüge aus Michael Praetorius’ Motetten, Werke von John Dowland und William Brade sowie Madrigale der Dänen Mogens Pederson und Hans Nielsen.

Mit Ihrem Trio, der Hamburger Ratsmusik, haben Sie 1991 ein Ensemble wiedererweckt, das auf eine 500jährige Geschichte zurückblicken kann. Wie ist es dazu gekommen?

Als ich nach dem Studium nach Hamburg kam, habe ich entdeckt, dass es in der Hansestadt eine sehr lange Musiktradition gibt. Heute kennt man ja meistens nur Mahler und Brahms. Dabei wird vernachlässigt, dass die Musik in Hamburg bereits im 17. Jahrhundert eine ganz große erste Blüte erfahren hat durch internationale Musiker, die in Hamburg ankamen und Anstellungen gefunden haben. Die Stadt hat sich damals ein Eliteensemble von acht gut bezahlten Ratsmusikern geleistet, das mit den fürstlichen Hofkapellen andernorts konkurrieren konnte.  Das hat dazu geführt, dass führende Komponisten nach Hamburg kamen wie William Brade, Johann Schop, Georg Philipp Telemann und C.P.E. Bach, die hochkarätige Werke hinterlassen haben. Das hat mir sehr fasziniert und an diese Tradition wollte ich anknüpfen.

Faszinierend ist auch Ihr Instrumentarium, das Sie auf die Bühne bringen…

Wir spielen Originalinstrumente aus dem 17. Jahrhundert. Ich spiele eine Viola da Gamba. Ulrich Wedemeier spielt zwei verschiedene historische Zupfinstrumente, nämlich eine Laute und die Theorbe.  Ergänzt wird das Trio durch eine Truhenorgel von Anke Dennert. Diese Instrumente haben schon unserer Vorgänger im Frühbarock gespielt.

Sie musizieren zusammen mit dem Vokalensemble „Theatre of Voices“. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Die Zusammensetzung des Ensembles mit Sängerinnen und Sängern aus Dänemark und England spielt auf die Beziehungen an, die Heinrich Schütz in seiner Zeit hatte. Auch er hat mit dänischen Musikern am Hofe Christians IV. musiziert und mit englischen Künstlern, die er am Kopenhagener Hof kennengelernt hat. Diese europäischen Beziehungen wollte ich aufgreifen in einer Zeit, in der Grenzen wieder neu diskutiert werden. Dabei zeigt die Kultur und besonders die Musik doch, dass es keine Grenzen gibt, dass Europa zusammengehört.

2. November, 19.30 Uhr:
elbwärts – Heinrich Schütz zum 350. Todestag
Meldorfer Dom

Eintritt: 20 Euro

Das Projekt wird u.a. gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des Sonderprogramms NEUSTART KULTUR sowie aus Mitteln des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein.