Im Jahr 2010 widmete das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) dem „Principal Conductor“ seines Festivalorchesters, Christoph Eschenbach, ein großes Geburtstagskonzert, das insgesamt drei opulente Konzerte umfasste. Auf besonderen Wunsch Eschenbachs war auch das amerikanische Crossover-Trio „Time for Three“ mit dabei und brachte die Geburtstagsgäste mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Klassik, Elementen des Country-Westerns, von Gypsy-Klängen über den Jazz bis hin zum Hip-Hop zum Toben. An diesem Wochenende spielen die drei klassisch ausgebildeten amerikanischen Musiker aus Washington, Philadelphia und New York erneut beim SHMF in Flensburg, auf dem Musikfest Emkendorf und in Wöhrden. Andreas Guballa hat mit den drei Musikern gezoomt
Wie ist das Trio entstanden?
Die Band wurde schon vor über zwanzig Jahren gegründet, damals noch in anderer Formation. Wir kannten uns alle aus dem Curtis Music Institute in Philadelphia, haben in unserer Freizeit immer schon gerne Bluegrass, Folk, gelegentlich auch Jazz gespielt. Das haben wir nach den anstrengenden und konzentrierten Klassik-Proben zum Freispielen auch gemacht. Wir wollten einfach etwas völlig Gegensätzliches machen, etwas Leichtes, das mit Kommunikation und Groove zu tun hat. Eine Energie, die wir mit Freunden teilten, die nicht in der Klassik zuhause waren. Diese Energie wollten wir unbedingt auf die Konzertbühne bringen. Das war der Entstehungsgedanke. Alle Mitglieder des Trios hatten eigentlich ganz andere Karrierepläne und „Time for three“ war nur eine Nebenbeschäftigung, um ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Es ist eine Kombination aus Leidenschaft und Glück. Als „Time for three“ begann, war das etwas völlig Neues: sowohl eine Musikhochschule zu besuchen, als auch zu improvisieren und eigene Stücke zu komponieren. Das ist auch ein Stück weit aus der Not heraus geboren, weil es bis dahin kein Material für die Besetzung mit zwei Geigen und Kontrabass gab. Diese Leidenschaft, die wir auf die Bühnen bringen, ist wirklich authentisch und echt. Und das spürt das Publikum und es ist ansteckend.
Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?
Wie bezeichnen uns selbst nicht als „klassische Band“, aber wir benutzen das klassische Handwerkszeug, das wir auf der Musikschule studiert haben und fühlen uns der Musik der alten Meister nach wie vor verbunden. Die Freiheit, die wir nutzen können, kommt durch die Disziplin, die wir gelernt haben. Wie nutzen Tempo, Dynamik und Spielweise wie damals zu Mendelssohn-Zeiten und ergänzen sie mit den heutigen Möglichkeiten, die akustische Instrumente bieten. Wir sind also nicht gegen Klassik, sondern eine neue Klassik-Generation, die das Genre auf organische Weise vorantreibt.
Sie sind auf renommierten Konzertbühnen wie der New Yorker Carnegie Hall oder der Royal Albert Hall in London genauso zuhause wie in intimer Clubumgebung rund um den Globus. In Flensburg werden Sie in einem ehemaligen Werft auftreten. Inwieweit beeinflusst der Auftrittsort Ihr Konzert?
Wir sind ungewöhnliche Auftrittsorte gewohnt und freuen uns schon sehr zwischen alten Schiffen zu spielen. Vor kurzem sind wir in einer ehemaligen Brauerei in Brooklyn aufgetreten. Natürlich beeinflusst uns die Konzertumgebung, wir spielen mit dem Raum wie mit einem weiteren Instrument. Das ist es auch, was wir an unserer Arbeit so lieben: nichts ist vorhersehbar. Das kann manchmal zwar Kopfschmerzen bereiten, aber solange wir vorbereitet sind und musikalisch auf einer Wellenlänge liegen, lieben wir diese Herausforderungen. Das macht unfassbar viel Spaß und ist extrem beglückend.