Noah Quartett: Leidenschaft für Kammermusik

Nach langer coronabedingter Zwangspause findet am Sonntag, den 23. August 2020, um 15:30 Uhr im Büsumer Kurpark das erste Konzert der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein statt. In der schönen Chormuschel im Büsumer Kurpark, direkt am Deich, wird das Hamburger Noah Quartett zwei Streichquartette von Ludwig van Beethoven spielen. Mit diesem Konzert würdigt die Brahms-Gesellschaft den großen Jubilar des Musikjahres Ludwig van Beethoven und seinen 250. Geburtstag. Die Brahms-Gesellschaft wird das erste Mal zu Gast im Kurpark in Büsum sein. Joachim Nerger, Vorsitzender der Brahms-Gesellschaft freut sich, endlich wieder ein Konzert in Dithmarschen veranstalten zu können: „Die Büsumer Konzertmuschel ermöglicht einen Klang, der zwar nicht ganz an einen Konzertsaal heranreichen kann, aber doch Grundlage für die von uns so sehnlichst erhofften musikalischen Erlebnisse bietet.“

Spielen leidenschaftlich Kammermusik: Das Noah Quartett mit v.l. Alexandra Psareva (Violine), Michael Stürzinger (Violine), Bettina Barbara Bertsch (Violoncello) und Erik Wenbo Xu (Viola). Foto Yihua Jin-Mengel

Die vier Mitglieder des Noah Quartetts weisen zwar verschiedene kulturelle Wurzeln auf, haben aber ihre künstlerische Heimat im NDR-Elbphilharmonie-Orchester gefunden und teilen ihre Leidenschaft für Kammermusik seit 2016 im Zusammenspiel zu viert. Andreas Guballa hat mit dem Violinisten Michael Stürzinger über das Ensemble und ihren Konzertauftritt gesprochen.

Was war der Grund, dass Sie sich 2016 mit Alexandra Psareva (Violine), Erik Wenbo Xu (Viola) und Bettina Barbara Bertsch (Violoncello) als Quartett zusammengetan haben?

Kammermusik ist für uns Musiker eine der schönsten Sachen auf diesem Planeten. Schon während des Studiums waren wir leidenschaftlich in kammermusikalischen Formaten unterwegs und haben uns bei der täglichen Arbeit im Elbphilharmonie-Orchester dann kennen und schätzen gelernt. Der Wunsch, sich neben der Orchesterarbeit künstlerisch auch in der Kammermusik auszudrücken, führte 2016 zur Gründung des Noah Quartetts. Seitdem arbeiten wir am Repertoire und sind auch menschlich zusammengewachsen.

Wie kam es zum Namen Noah Quartett?

Das hat in erster Linie damit zu tun, dass der Sohn unseres Bratschers Noah heißt. Symbolisch gesehen bewegen wir uns aber auch quasi in einem geborgenen Raum gleich einer musikalischen Arche und nehmen das Publikum mit in eine musikalische Welt fernab von jeglichen Problemen, bei der nur die Musik im Vordergrund steht. Das ist in der heutigen Situation mit Corona, glaube ich, ein schönes Symbol. Und wenn wir dann noch wie jetzt am Sonntag direkt am Meer spielen, passt der Name nochmal so gut.

Haben Sie sich auf ein bestimmtes Repertoire spezialisiert?

Wir spielen die gesamte Bandbreite der Kammermusik für unsere Besetzung – von der Klassik bis zur Moderne. Dieses Jahr ist natürlich besonders durch das Beethoven-Jubiläum geprägt und wir hatten bereits einige Auftritte am Anfang des Jahres. Durch Corona wurden viele Konzerte leider abgesagt. Daher freuen wir uns, endlich wieder vor Publikum auf der Bühne spielen zu dürfen.

In Büsum werden Sie im Kurpark in einer Konzertmuschel gastieren. Haben Sie schon mal an so einem ungewöhnlichen Ort gespielt?

Nein, und vor allem haben wir noch nie open-air gespielt. Daher ist das Konzert für uns etwas ganz Besonderes und wir sind ganz gespannt auf die Akustik. Aber draußen in der Natur zu sein, ist ja immer etwas Schönes.

Am Sonntag werden Sie zwei Streichquartette des „Jubilars“ Ludwig van Beethoven spielen. Warum haben Sie sich für diese Werke entschieden?

Das erste Streichquartett ist sehr kraftvoll und stammt aus der frühen „Sturm und Drang-Zeit“ des Komponisten – er ist ja sowieso bekannt dafür, in die Extreme zu gehen und Kontraste zu schaffen. Dieser frühromantische Charakter wird schon in diesem Werk spürbar und setzt sich in der späteren Komposition fort. Das zweite Stück ist vor allem durch das finale Allegro mit seinem atemberaubenden Fugen-Satz berühmt und durch die C-Dur-Tonart sehr positiv gestimmt; es ist virtuos und spritzig und besitzt alles, um ein Klassikpublikum zu begeistern.

Seit Mitte März hat kein Auftritt des Elbphilharmonie Orchesters als auch des Noah Quartetts mehr stattgefunden. Wie haben Sie die Zeit des kulturellen Lockdowns erlebt?

Nachdem alle Konzerte von heut‘ auf morgen abgesagt wurden, hat man sich natürlich Gedanken gemacht, wie es weitergeht in der Musikszene. Und was man dazu beitragen kann, um das Publikum wieder zu erreichen.
Als Orchester und auch als Quartett haben wir ein paar Online-Videos produziert und zusammen mit einem Designer sehr schön im Internet präsentiert, zum Beispiel halbstündige Konzerte in kleinen Besetzungen, die im leeren Großen Saal mit ferngesteuerten Kameras aufgenommen wurden. Es gab aktuelle Einspielungen aus dem „Homeoffice“ und alle Musiker der NDR Klangkörper standen allen Musikbegeisterten beim „Heimspiel“ mit persönlichen Tutorials per Skype oder Facetime zur Seite. Diese Aktionen waren gut, um Kontakt zum Publikum zu halten; aber diese Nähe, die man auf der Bühne aufbauen kann, schafft man dadurch natürlich nicht. Aber jetzt geht es ja wieder los, auch wenn die Krise natürlich noch nicht vorüber ist. Trotzdem dürfen wir nun endlich wieder Konzerte vor Publikum spielen – natürlich mit Abstand und Hygieneregeln – und ein Zeichen für die Kultur setzen. Viele Menschen haben erst jetzt durch die Corona-Pandemie zu schätzen gelernt, welche Bedeutung Kultur fürs Leben hat.

Noah Quartett
21. August 2020, 18:00 und 20:15 Uhr
KIEL-KROOG 
Stephanuskirche, Allgaeuer Str.1

23. August 2020, 15:30 Uhr
Chormuschel im Kurpark, 25761 Büsum
Die Brahms-Gesellschaft bittet um Einhaltung der aktuellen Hygienestandards: Bitte achten Sie auf den Mindestabstand und tragen beim Betreten und Verlassen des Kurparks einen Mund-Nasen-Schutz. An den Plätzen darf die Maske abgenommen werden. Ebenfalls wird eine Besucherliste geführt. Die Brahms-Gesellschaft empfiehlt eine Voranmeldung über info@brahms-sh.de oder 0481-63186. Anstelle des Eintritts wird um eine Spende gebeten.

Programm:
Ludwig van Beethoven:
Streichquartett c-moll op. 18/4
Streichquartett C-Dur op. 59/3 „Rasumowsky-Quartett“