Unverwechselbarer Bläserklang

Als Pionier unter den Bläser-Ensembles hat German Brass seit seiner Gründung 1974 nicht nur Musikgeschichte geschrieben, sondern führt kontinuierlich seine Erfolgsgeschichte fort. Die elf Solobläser und Hochschulprofessoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie kompromisslos einen unverwechselbaren Klang ihres Ensembles erschaffen, ihn in jedem Konzert und jeder Aufnahme aufs Neue finden und erfinden. Klang wird bei German Brass zelebriert – und für das Publikum so zum Erlebnis. Nun kommt das Ensemble zu vier Konzerten zum Schleswig-Holstein Musik Festival. Ein Interview mit dem langjährigen Ensemblemitglied und Trompeter Uwe Köller gesprochen.

German Brass. Foto Gregor Hohenberg

Seit Jahrzehnten begeistert German Brass als Kammermusikformation für Blechbläser das Publikum mit Programmen quer durch alle Stilrichtungen. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Grundsätzlich kann man sagen, dass wir einfach Spaß auf der Bühne haben. Wir spielen gern miteinander, wir hören uns gerne zu und wir spielen gern einander zu. Hinzu kommt ein Streben nach Perfektion in sämtlichen Stilrichtungen. Ein ganz wichtiger Punkt für uns ist auch, dass wir für das Publikum spielen und den Kontakt zum Publikum suchen. Das merkt das Publikum und fühlt sich von uns mitgenommen.

Worin liegt für Sie der musikalische Reiz an der Besetzung als reines Bläserensemble?

Wir können durch unser Instrumentarium eine Bandbreite an verschiedenen Klängen und an Dynamiken liefern, was sonst eigentlich keine andere Instrumentenfamilie zu leisten vermag. Dabei gehen wir mit unseren Instrumenten an unsere Grenzen und lassen uns viele Stücke direkt auf die Lippe schreiben. Das ist ein gewisser Luxus, weil wir keine Rücksicht auf andere Instrumente nehmen müssen, sondern die Stücke ganz individuell auf unsere Besetzung zugeschnitten werden.

Sie alle haben noch einen „richtigen“ Beruf als Orchestermusiker oder wie Sie als Hochschulprofessor. Ist German Brass ein willkommene Abwechslung?

Ich sehe es eher als eine Ergänzung. Ich habe meine Orchesterstelle aufgegeben, weil ich noch mehr Zeit haben wollte für das Ensemble. Bei der Lehrtätigkeit bringen wir unser Wissen an die Studierenden, aber es ist natürlich auch wichtig, dass diese uns noch hören können und dass wir weiter aktiv spielen. German Brass war für mich daher ein Ensemble, mit dem ich perspektivisch weiter aktiv bleiben kann.

Das Repertoire von German Brass enthält Werke von Bach und Wagner genauso wie von Frank Sinatra und Ray Charles. Was erwartet die Besucher bei Ihren SHMF Konzerten?

Wir spielen im ersten Teil klassische Musik mit den Highlights von Bach, Verdi und Bernstein. Im zweiten Teil wird dann eher unterhaltsame Musik erklingen mit Kompositionen von George Gershwin, Frank Sinatra und Chick Corea. Durch die humorvolle Moderation von Klaus Wallendorf wird das Publikum einen sehr unterhaltsamen Abend erleben.

Wer sucht die Stücke aus und arrangiert sie?

Wir haben unsere eigenen Haus- und Hof-Arrangeure Matthias Höfs und Alexander Crawfort, die die Stücke für uns schreiben, die wir ihnen vorschlagen oder die sie selber gehört haben.

Wie sind Sie selbst zur Trompete gekommen?

Ich bin ganz typisch zur Trompete gekommen, weil in der Blaskapelle meines Vaters eine Trompete gebraucht wurde. Mir hat das Instrument von Anfang an Spaß gemacht. Dann kam eins zum anderen und ich habe mir überlegt, Musik zu studieren. So bin ich dann fast automatisch Profi geworden.

Hat sich das Ensemble über die Jahre verändert oder spielen Sie seit Anfang an in gleicher Formation zusammen?

Wie bei jedem Ensemble gibt es auch bei uns Wechsel, aber nicht so häufig. Ich selbst spiele seit 1994 mit, bei den Posaunen hat sich einiges getan und auch die Tuba hat sich verjüngt. Wir haben aber auch noch Mitglieder der ersten Stunde wie Klaus Wallendorf und Matthias Höfs dabei, sogar der Gründungsvater Wolfgang Gaag spielt noch mit.

Sie sind eine reine Männer Mannschaft. Ist das so gewollt oder hat sich das einfach ergeben?

Wir haben keine bewusste Männer- oder Frauenquote. Mitunter haben auch schon Frauen als Gast mitgespielt. Wenn sich wieder mal personelle Änderungen ergeben würden, sind wir offen für weibliche Bewerberinnen.

Sie sind als Ensemble viel zusammen unterwegs. Geht es hinter der Bühne genauso harmonisch zu wie auf der Bühne?

Wir sind alle nur Menschen mit unterschiedlichen Stimmungen und mitunter in relativ stressigen Situationen. Da kommt es schon mal zu Disharmonien; aber wir achten darauf, dass wir mit solchen Situationen so professionell wie möglich umgehen und uns mit freundschaftlichem Respekt begegnen. Jeder von uns kann mit jedem auch längere Strecken im Auto zusammen fahren, ohne das es irgendwelche Probleme gibt.

Sie werden beim SHMF an ungewöhnlichen Orten spielen: in einer leeren Strandkorbhalle auf Föhr, auf dem Gelände eine Fensterfabrik in Meldorf und auf der industriell geprägten Kulturwerk Gollan in Lübeck. Welchen Einfluss hat eine Spielstätte auf Ihren Auftritt?

Wir haben schon an den witzigsten Orten gespielt. In Mexiko sind wir aus dem Flugzeug gestiegen und haben erst einmal kaum Luft bekommen, weil die Stadt auf über 3000 Meter Höhe lag. Wir sind in Fabrikhallen aufgetreten, in Bahnhofhallen und Einkaufszentren. Es ist spannend zu beobachten, was passiert und wie die Akustik funktioniert. Das Ensemble ist aber glücklicherweise extrem flexibel und kann sich auf die unterschiedlichsten Gegebenheiten einstellen. Auch unsere Instrumente sind dafür natürlich besser geeignet als ein Flöten-Ensemble, weil sie eine gewisse Durchschlagskraft haben.

Termine und Infos: https://www.shmf.de