Die Superband des europäischen Jazz

In unterschiedlicher Zusammensetzung haben die vier Größen des europäischen Jazz schon oft gemeinsam gespielt, doch noch nie als Quartett. Als „4 Wheel Drive“ kommen Posaunist Nils Landgren, Pianist Michael Wollny, Bassist Lars Danielsson und Percussionist Wolfgang Haffner nun zu zwei Open Air Konzerten im Rahmen des SHMF zusammen nach Meldorf. Ein Interview mit Mr Redhorn Nils Landgren.

Mit Ihren eigenen Projekten sind Sie als Jazz-Musiker höchst gefragt. Wie ist die Idee für diese Konstellation entstanden?

Ich hatte schon lange den Wunsch, etwas mit den drei Jungs zusammen zu machen. Wir sind alte Freunde und verstehen uns menschlich und musikalisch sehr gut. In unterschiedlichen Zusammensetzungen haben wir schon oft zusammen gespielt, aber noch nie alle vier zusammen. Vor drei Jahren habe ich die anderen spontan gefragt, ob wir nicht eine feste Band gründen sollten. Sie haben sofort zugesagt. Das war der Startschuss zu „4 Wheel Drive“.

Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht einfach war, einen gemeinsamen Termin für die Zusammenarbeit zu finden…

Ja, das hat eine Weile gedauert. Wir haben uns alle zusammen in Kopenhagen zu einem Fototermin getroffen und anschließend bei Lars Danielsson zuhause ein bisschen geprobt, Songs ausgetestet und Ideen entwickelt. So ist das Konzept zu einem gemeinsamen Album entstanden. Ein paar Monate später haben wir uns im Studio in Göteborg getroffen und alles an einen Tag aufgenommen.

Was ist dabei herausgekommen?

Neben je einer Eigenkomposition, die wir zum Album beisteuern, haben wir uns auf vier musikalische Vorbilder verständigt, deren Musik wir interpretieren: Paul McCartney, Billy Joel, Phil Collins und Sting. Neben der zeitlosen Qualität dieser Stücke war die Idee zur Konzeption und Auswahl dieser Cover-Songs, dass sie vor allem zu uns passen müssen und auch unsere Instrumente widerspiegeln. Diese Klassiker haben wir dann zum Ausgangspunkt eigener Exkursionen genommen und im Studio spontan improvisiert.

Ihr gemeinsamer Antrieb ist der Jazz. Nun treten Sie bei einem Klassikfestival auf. Gibt es Berührungsängste?

Ich glaube, da gibt es keinerlei Berührungsängste, denn es geht ja darum, gute Musik zu präsentieren. Und wenn der Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals uns zu einem Konzert einlädt, ist das doch ein Ritterschlag und zeugt von Qualität. Wir treten natürlich immer mit Respekt vor unserem Publikum auf und dabei ist uns sehr wichtig, dass unser Programm gut ankommt. Wir können ja nur das machen, was wir am besten können: unsere Musik auf unsere Art und Weise zu spielen.

Sie spielen zwei Konzerte hintereinander an einem Tag. Was machen Sie, damit Sie den Drive nicht verlieren?

(lacht) Wir nennen uns ja „4 Wheel Drive“, also Vier-Rad-Antrieb; da gibt es immer ein paar Ersatzreifen, wenn nötig. Und keine Handbremse. Aber keine Angst, wir machen das ja nicht zum ersten Mal. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir zwei Mal auftreten dürfen, damit so viele Menschen wie möglich dabei sein können. Das Publikum musste ja lange genug auf Kultur verzichten. Wir geben alles und das gleich zwei Mal.

Nun war wegen Corona wahrscheinlich nicht so viel Drive möglich. Wie haben Sie die Monate der Pandemie erlebt und wie sehr freuen Sie sich jetzt wieder vor richtigem Publikum auftreten zu können?

Ich freue mich riesig, dass ich wieder auftreten darf. Die Pandemie hat ja zwei Seiten: menschlich war diese Zeit gut, denn ich war solange zuhause bei meiner Frau wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr. Aber arbeitstechnisch war es natürlich eine Katastrophe, weil ich 15 Monate lang fast keine Konzerte vor Publikum gegeben habe. Streaming ist besser als gar nichts, aber wir wollen ja unser Publikum physisch treffen und die Reaktionen spüren. Ich bin froh, dass mittlerweile viele Menschen geimpft sind und verstanden haben, dass es wichtig ist, um dadurch auch besser miteinander umgehen zu können.

So. 01.08.2021 | 17 + 20 Uhr | Meldorf
Karten bei der Tickethotline unter 0431 23 70 70, https://www.shmf.de, bei Evers Papier und an der Abendkasse