Der Vater der Tigerente hat Geburtstag – Kinderbuchautor JANOSCH wird 90

Er ist der Vater der Tigerente und Autor von Kinderbuch-Klassikern wie „Oh wie schön ist Panama“. Seit Jahrzehnten begeistert Janosch Kinder und Eltern in aller Welt. Seine über 300 Bücher sind in 40 Sprachen übersetzt worden. Am 11. März wird Janosch 90 Jahre alt.

SWR Fernsehen ZUM 90. GEBURTSTAG VON JANOSCH. DA, WO ICH BIN, IST PANAMA, „Die Lebensreise des Herrn Janosch“ © SWR, honorarfrei

Ganze Generationen sind mit seinen Geschichten aufgewachsen, die von Freundschaft und Toleranz handeln und zu dessen berühmtesten Akteuren Tiger, Bär und Tigerente gehören. Diese kleinen Helden träumen alle von Zugehörigkeit, Abenteuer und vom großen Glück. Doch Janosch, geboren 1931 als Horst Eckert im oberschlesischen Hindenburg (heute im polnischen Zabrze), hat selbst eine alles andere als schöne Kindheit: Der prügelnde Vater, die gefühlskalte Mutter, die sadistischen Pfarrer und die Hitlerjugend-Kameraden machen ihm das Leben zur Hölle.

Seine harte Kindheit in der oberschlesischen Bergarbeitersiedlung empfindet er als „sein größtes Unglück“. Wohl auch deshalb sind die Helden seiner Bücher die Kleinen und Benachteiligten, die Kindern Mut machen sollen.

Einen Neuanfang gibt es nach Kriegsende in Norddeutschland, wo Janosch eine Lehre zum Textilzeichner macht und schnell merkt, dass er viel mehr will. Also geht er nach München und bewirbt sich an der Akademie der Bildenden Künste – dort fliegt er schon bald wegen „mangelnder Begabung“ raus. Auch seine ersten schriftstellerischen Werke sind Misserfolge. Dafür finden seine Zeichnungen bei der Süddeutschen Zeitung Gefallen, und die ersten Verlage werden auf ihn aufmerksam.

Schließlich bringt sein Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“ den Durchbruch, der Beginn der ebenso emotionalen wie anarchistischen Geschichten um Tiger, Bär und die Tigerente, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendbuchpreis. Seitdem gilt er als erfolgreichster und bekanntester deutscher Bilderbuchkünstler. Seine über 300 Bücher mit einer weltweiten Auflage von 12 Millionen Exemplaren sind in 40 Sprachen übersetzt worden.

Janosch stellt seine Protagonisten mit viel Empathie dar, er schildert Momente der Einsamkeit und Sorgen, aber auch des Glücks. Es sind einfache Geschichten, in denen der Außenseiter Janosch die Bedeutung der Freundschaft und das Leben in der Natur propagiert. Bär und Tiger müssen erst weit reisen, um ihr Zuhause zu entdecken. Zum großen Erfolg tragen die kräftige Sprache und die Zeichnungen mit dem ungenauen Strich bei, den Janosch selbst als infantilistisch bezeichnet – und die Botschaft an Mädchen und Jungen, sich nichts gefallen zu lassen. „Wer fast nichts braucht, hat alles“, so heißt seine Biografie, die 2016 in Deutschland erschienen ist, und das ist auch ein Motto, das in seinen Kinderbüchern immer wieder als Empfehlung auftaucht: Je einfacher du lebst, umso glücklicher wirst du.

Seit 2003 erscheinen von ihm keine neuen Bücher mehr, nur noch Neuauflagen. Janosch wolle nun lieber, wie er selbst sagt, auf Teneriffa, seinem langjährigen Wohnort, in der Hängematte liegen.

Von dort aus bereichert er seit 2013 mehrere Jahre lang auch die Leser der „Zeit“ mit den Weisheiten seiner kauzigen Figur Wondrak, dem Alter Ego des Künstlers. Aktuell geht es dem Geburtstagskind allerdings wohl nicht so gut. Interviews und Autogrammwünsche zu seinem Ehrentag muss der Kinderbuchzeichner aus gesundheitlichen Gründen absagen. „Janosch ist jetzt vor seinem Geburtstag ziemlich krank“, so der Vorsitzende der Janosch-Gesellschaft, Ulrich Kypke, kürzlich im Deutschlandfunk. Zu Wortmeldungen sehe sich Janosch nicht in der Lage. Der Zeichner, Illustrator, Kinderbuch- und Romanautor werde seinen Geburtstag in seiner spanischen Wahlheimat Teneriffa verbringen.


Buchtipp:
Angela Bajorek:
„Wer fast nichts braucht, hat alles“
Janosch – die Biographie
Taschenbuch | Ullstein Verlag | 10 Euro

DVD und Kino-Tipp:

Bei MFA+ FilmDistribution ist anlässlich des runden Geburtstags von JANOSCH die DVD „Janosch – Komm, wir finden einen Schatz“ neu erschienen. In einer Box mit fünf DVDs sind zudem der Kinofilm und die TV-Kultserie „Die Tigerentenband“ erhältlich.

Sobald die Situation den Kinobesuch wieder zulässt, werden die JANOSCH Filme auch wieder im Kinderprogramm auf großer Leinwand zu finden sein.

Die Verfilmungen von Regisseurin Irina Probost sind jetzt schon Klassiker: liebevoll animierte und vergnügliche Abenteuer für Janosch-Fans jeden Alters.

TV-Tipp:
8. März, 22 Uhr, BR Fernsehen
„Janosch – ja ist gut, nein ist gut“
Filmporträt von Joachim Lang (D 2009/2020)

10. März, 00.15 Uhr, SWR Fernsehen
„Da, wo ich bin, ist Panama“
Die Lebensreise des Herrn Janosch
Doku
Foto: SWR