Baskenland: Spanien ist weit weg

Eine Steilküste voller Klippen, ein Meer, das nur in den tiefen, fjordähnlichen „rias“ und an den halbmondförmigen Stränden zur Ruhe kommt. Dazu eine Kette von Fischerhäfen, wo die farbenfrohe Flotte, die alten, dem Ozean zugewandten Häuser und die zum Trocknen aufgehängten Netze ein ungewohntes Spanienbild vermittelt. In „Euskadi“, dem nordspanischen Baskenland mit seinen drei Provinzen Guipuuzcoa, Biscaya und Alava, hat sich – nicht zuletzt wegen der durch Berge abgeschlossenen geografischen Lage – eine eigenständige Lebensart erhalten.

Strand von San Sebastian. © Basquetour
San Sebastian ist ein idealer Ausgangspunkt für ein intensives Kennenlernen von Land und Leuten. In Donostia, so der baskische Name der Stadt, trifft die kosmopolitische Atmosphäre der Neustadt mit ihren eleganten, baumbestandenen Spazierwegen mit der Altstadt und dem pittoresken Fischereihafen zusammen. Wahrzeichen ist zweifellos La Concha, einer der schönsten Strände Europas. Besonders lohnenswert ist ein Besuch der Stadt zur traditionellen Ruderregatta an den ersten beiden Septembersonntagen, wenn die Mannschaft der Stadtteile gegeneinander antreten. Auf der Regionalstraße, die sich um den Jaizkibel Berg zieht, geht es von Donostia zunächst Richtung französischer Grenze nach Pasajes des San Juan. Die einzige schmale Straße dieses mittelalterlichen Ortes windet sich an vielen Stellen unter den Wohnhäusern entlang. Nach 50 Kilometern gelangt man nach Fuenterrabia. Die Stadt ist eine der schönsten und geschichtsträchtigsten Ortschaften dieser Küste. Das Fischereiviertel ist ein unübertreffliches Beispiel baskischer Küstenarchitektur, bei der besonders die farbenprächtigen Holzbalkons auffallen.
Vor allem aber gibt es hier den frischsten Fisch, eine der wichtigsten Zutaten der baskischen Küche, die reich ist an Meeresfrüchten, genauso wie Gemüse und Fleisch, Wild, Pilzen und Wein – alles aus der eigenen Region.
malerischer Hafen von Elantxobe © Basquetour
Gerade im letzten Jahrzehnt hat sich die baskische Küche ein hohes Niveau in Spanien erkocht. Keine Region in Spanien kann mit so einer Vielzahl von Spitzenrestaurants aufwarten. 27 Sterne funkeln über dem Baskenland, einer Fläche halb so groß wie Schleswig-Holstein.
Grund sind vermutlich die „txokes“, Feinschmeckerklubs oder Klubrestaurants, die traditionell seit Mitte des 19. Jahrhunderts nur Männern zugänglich sind. Vor allem in San Sebastian treffen sich die Herren in Schürzen zum regelmäßigen Kochen und Genießen. 1870 wurde hier die Sociedad Unión Artesana als erster Männerkochclub gegründet, heute tüfteln dort zirka 300 Männer an Seehecht-Variationen und Ochsenkotelett vom galizischen Rind.
Westlich von San Sebastian liegt Elantxobe, ein winziger Hafen, bei dem man das Wort malerisch kaum vermeiden kann. Von hier ist es nicht weit nach Guernica. Im Bürgerkrieg 1937 von deutschen Bombern völlig zerstört und später wieder aufgebaut ist Guernica die „Heilige Stadt“ der Basken.
Nächtlicher Blick auf das Guggenheim Museum in Bilbao © Museo Guggenheim Bilbao
Bilbao ist die größte Stadt des Baskenlandes und war lange Zeit von Besuchern weitgehend verschmäht. Erst durch das im Oktober 1997 für 100 Millionen Dollar eröffnete Guggenheim-Museum (entworfen von Star-Architekt Frank Gehry) mit seiner einzigartigen Architektur ist die nordspanische Stadt weltberühmt geworden.
Seit der Eröffnung strömen Jahr für Jahr mehr als eine Million Besucher durch die 19 Galerien des Kolosses aus Titan, Glas und Kalkstein. Zu sehen gibt es Modernes und Zeitgenössisches, darunter auch viel spanische und baskische Kunst. Auch die Biskaya-Brücke, bekannt als „Hängende Brücke“, ist ein architektonisches Meisterwerk, in dem sowohl das industrielle Erbe als auch die Verbundenheit mit der Fischerei des Baskenlandes zum Ausdruck kommt. Sie verbindet Portugalete und Getxo miteinander und ist daher ein guter Ausgangspunkt, um diese beiden hübschen Ortschaften zu besuchen: sehenswert sind in der ersten die mittelalterlichen Gassen, in der zweiten die prachtvollen kleinen Plätze. Allein schon der Panoramablick über die Ría, der sich von der Fußgängerbrücke aus in einer Höhe von 45 Metern bietet, ist unglaublich.
Traditionelle baskische Sportart: Tauziehen
Bild von Resolingaire auf Pixabay
Tradition wird überall im Baskenland hochgehalten. Das äußert sich nicht nur in der eigenständigen Sprache und dem Wunsch nach Unabhängigkeit von Zentralspanien, sondern auch im Sport. Wo die Spanier Fußball oder Tennis spielen, treten die Basken im Steinheben, Holzhacken, Eisenstangenwerfen oder Tauziehen gegeneinander an.
Infos:
Tourismusportal des Baskenlandes
www.baskenlandtourismus.eus