„Durch das Leben und Werk des Malers zieht sich wie ein roter Faden seine Suche nach dem Exotischen und Ursprünglichen, nach anderen Ländern und Kulturen“, so die Kuratorin der Ausstellung Katharina Beisiegel vom Art Centre Basel. „Entstanden sind farbenprächtige Bilder aus der Fantasie, in denen er fremde Welten erschuf und doch seiner Lebensrealität stets verhaftet blieb.“ Anhand ausgewählter Stationen wie Dresden, Berlin, Fehmarn und Davos zeichne die Ausstellung Kirchners Lebensweg und Schaffen nach. Die retrospektive Ausstellung veranschauliche, wie er gesellschaftliche und künstlerische Einflüsse immer wieder neu verarbeitete und dabei auch persönlich und malerisch Neuland betrat.
Die Verschmelzung von Kunst und Leben
„Die Ausstellung nimmt das Motiv des Suchenden als Ausgangspunkt, um Kirchners lebenslange Sehnsucht nach dem Unverfälschten und Ursprünglichen nachzuzeichnen“, unterstreicht Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle. Die Schau zeige, wie der Künstler durch die Synthese verschiedenster Einflüsse außereuropäischer Kulturen eine Durchmischung von Kunst, Leben und Arbeit realisierte, die sich neben seinem Werk auch in seinen Wohnateliers als exotisches Gesamtkunstwerk manifestiert.
Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) gilt heute als eine der wegweisenden Künstlerpersönlichkeiten dieses Jahrhunderts. Als Mitglied der 1905 in Dresden gegründeten und 1911 nach Berlin übergesiedelten Künstlergruppe „Brücke“ zählt er zu den Hauptvertretern des Expressionismus in Deutschland. Nach einer Phase des Experimentierens gelang Kirchner 1909/10 der Durchbruch zu seinem eigenständigen Stil. Landschaften, Portraits, Interieurdarstellungen und Stillleben wurden von ihm in rasch erfasster Formgebung dargestellt.
Neue künstlerische Sprache
Mit der Übersiedlung nach Berlin ändert sich seine künstlerische Sprache. Die Farbpalette wird dunkler, die Form kantiger und spröder. Im Mittelpunkt steht der Mensch. Einen Höhepunkt der Berliner Phase stellen die 1913/14 entstandenen „Straßenszenen“, die Bilder mit Kokotten dar, in denen Kirchner das moderne Großstadtleben thematisiert.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges stürzt Kirchner in eine schwere seelische und körperliche Krise. Nach mehreren Sanatoriumsaufenthalten läßt er sich 1917 für immer in Davos in der Schweiz nieder. In zahlreichen Alpenlandschaften und Bildern mit Szenen aus dem Leben der Bergbauern findet Kirchner zu einer beruhigten Abwandlung seines Expressionismus.
In seinem Ietzten Lebensjahrzehnt wechseln Stilisierungen der Natur mit symbolischen, der Phantasie entnommenen Motiven. 1938 nimmt sich Kirchner das Leben, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Verfemung durch die Nationalsozialisten.
Die Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner: Erträumte Reisen“ wird kuratiert von Katharina Beisiegel (Art Centre Basel) in Zusammenarbeit mit dem Kirchner Museum Davos und mit Thorsten Sadowsky und organisiert vom Art Centre Basel in Zusammenarbeit mit der Bundeskunsthalle.
Ernst Ludwig Kirchner: Erträumte Reisen
16. November 2018 bis 3. März 2019
Bundeskunsthalle Bonn
10 €/ermäßigt 6,50 €/ Familienkarte 16 €