Wenn Mihalj Kekenj alias MIKI ruft, dann kommen sie alle und geben umjubelte Konzerte mit dem Geiger und Crossover- Künstler, der über Genregrenzen hinweg Menschen zur Musik bringt. Hauptberuflich ist er eigentlich Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern, nebenbei entwickelt der kreative Kopf spannende Projekte wie seine »Takeover!«-Konzertreihe. Dabei trifft ein bekannter Interpret aus Pop und Rock auf MIKIs kammermusikalisches »Takeover! Ensemble«. Legendäre Auftritte wie die von Joy Denalane, Milow, Joris oder Fünf Sterne Deluxe sind bis heute auch bei der SHMF-Fangemeinde unvergessen. Diesen Sommer ist MIKI mit Deutschlands Soulstimme Nr. 1 Max Mutzke in Lübeck zu Gast, um Liebgewonnenes und ganz Neues aus beiden musikalischen Welten in unerhörtem Glanz erstrahlen zu lassen.

Max, wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Micky und dem Takeover Ensemble? Was hat Sie an dem Konzept gereizt?
Ich bin jemand, der gerne seine Komfortzone verlässt. Die ersten Konzerte mit Mikis Ensemble waren für mich absolutes Neuland. Als R&B-, Soul- und Jazzkünstler ist man Schlagzeug, Gitarre oder Klavier gewohnt – all das fehlt in dieser klassischen Besetzung komplett. Stattdessen: fünf Streicher – zwei Geigen, Bratsche, Cello, Kontrabass. Das fühlt sich ganz anders an, die Arrangements sind neu, aber die Songs erkennt man immer noch, vor allem mit meiner Stimme. Es ist aber auch eine enorme Konzentrationsarbeit. Diese Herausforderung, mit klassisch ausgebildeten Musikern zu arbeiten, die trotzdem eine Affinität zur Backbeat-Musik haben, ist selten und macht es für mich einfach spannend. Das Ensemble vereint für mich harmonisch aufregende Arrangements mit groovigen Elementen – etwas, das mich sehr reizt.
Wie ist es, wenn Ihre Musik plötzlich zum Beispiel im Tango-Rhythmus erklingt?
Das ist wunderschön! Oft erkennt man darin sogar klassische Werke, auch wenn ich sie nicht immer benennen kann – Miki klärt mich dann auf, was ihn inspiriert hat. Wer mich kennt, weiß: Ich liebe es, in unterschiedlichen Besetzungen aufzutreten, vom klassischen Orchester über Jazztrios bis zur Bigband. Jeder Musiker bringt sein eigenes Know-how ein, um meine Musik in ein neues Gewand zu kleiden – das finde ich richtig spannend.
Wie reagiert das Publikum auf so ein Konzert?
Die wohl schönste Rückmeldung war von einer jungen Frau: Sie sagte, sie habe von Anfang bis Ende weinen müssen – nicht bei einem bestimmten Lied, sondern durchgehend. Das berührt mich sehr. Die Streicher haben keinen harten Klang – nichts wie eine Snare-Drum oder E-Gitarre. Alles klingt fürs Herz. Das bewegt das Publikum emotional, das merkt man: Man hört vor dem Applaus sogar manchmal ein tiefes Stöhnen – vor Rührung oder Mitgefühl.
Was bedeutet es für Sie, als Pop- und Soulmusiker auf einem ursprünglich klassischen Festival wie dem SHMF zu spielen?
Es ist eine große Ehre. Ich weiß, welche renommierten Künstler dort bereits aufgetreten sind. Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat einfach einen fantastischen Ruf, dem die Besucher voll und ganz vertrauen. Dass ich davon profitieren darf, sehe ich wirklich als Auszeichnung.
Gab es einen Bezug zur Klassik in Ihrem Leben, oder kam das erst durch dieses Projekt?
Ehrlich gesagt: Überhaupt keinen! Unsere Familie hörte immer Black Music – R&B, Soul, Funk, Jazz, Blues. Klassik spielte bei uns keine Rolle. Mit den Jahren aber habe ich richtig Respekt vor der Kunst und Komplexität klassischer Musik entwickelt – diese Vielstimmigkeit auf unterschiedlichste Instrumente verteilt, fein abgestimmt, manchmal mathematisch, aber immer voller Emotion.
Wie viel Improvisation steckt in so einem Konzert?
Es gibt Freiheiten, aber grundsätzlich ist alles sehr durcharrangiert. Die Arrangements sind komplex, da geht es nicht, einfach noch einen Refrain einzubauen. Aber wir haben offene Parts in den Songs, wo auf mein Zeichen hin improvisiert werden kann, vor allem im Zusammenspiel mit dem Publikum. Aber im Vergleich zu einem Jazzensemble passiert hier weniger spontan – das macht die Musik aber nicht weniger spannend. Es gibt immer einen dramaturgischen Bogen und einen Höhepunkt.
Wie haben Sie die Coversongs ausgewählt – etwa „A Man’s World“ im Walzertakt oder „Creep“ im Stil von Bach?
Die Songauswahl bespreche ich mit Miki, es ist immer ein Miteinander. Oft nehmen wir Stücke aus meiner Karriere, inspiriert auch vom „Durcheinander“-Album, und ab und zu aktuelle Singles, die ich gerne ins Programm nehme. Die stilistische Entscheidung für die Arrangements liegt dann komplett bei Miki – das sorgt bei jeder Probe für neue Überraschungen.
Warum sollte man sich das Konzert am 24. August in Lübeck nicht entgehen lassen?
Weil es etwas ganz Besonderes ist. Diese Mischung aus klassischer Besetzung und der emotionalen Power hat eine nachhaltige Wirkung – viele Besucher tragen die Musik noch Wochen später im Herzen. Mich inspiriert es jedes Mal aufs Neue, und ich bin sicher: Das Erlebnis bleibt unvergessen.
„Schwarz auf weiß“
Sonntag, 24. August, 19:30 Uhr; MuK Lübeck
Max Mutzke, Gesang
»Takeover! Ensemble«
Miki Kekenj, Violine und Leitung