Im Jahr 2025 begeht Polen ein bedeutendes Jubiläum: der 1000. Jahrestag der Krönung der ersten Könige von Polen, Bolesław Chrobry und Mieszko II Lambert. Dieses historische Ereignis, das im Jahr 1025 in der Kathedrale von Gniezno (Gnesen) stattfand, markierte den Übergang Polens vom Herzogtum zum Königreich und festigte seine Stellung in der europäischen Gemeinschaft.

Die Geschichte des polnischen Staates reicht weit in die Vergangenheit zurück. Der Überlieferung zufolge fand die Krönung Bolesławs des Tapferen im Jahr 1000 während des Kongresses von Gnesen statt. Heutige Historiker verweisen jedoch auf das Jahr 1025, als Bolesław am 18. April, dem Ostersonntag, zum ersten König Polens gekrönt wurde.
Gnesen, das Herz des polnischen Staates und Sitz des Erzbistums, war der Ort, an dem diese Zeremonie stattfinden musste. Kein anderer Ort hätte für dieses entsprechende Ereignis sein können.
Die Geburt des polnischen Königtums
Bolesław Chrobry, auch bekannt als Boleslaus der Tapfere, wurde um 967 als Sohn von Mieszko I. und der böhmischen Herzogstochter Dubrawka geboren. Seine Herrschaft war geprägt von militärischem Geschick, diplomatischer Raffinesse und einer engen Verbindung zur christlichen Kirche. Kurz vor seinem Tod im Juni 1025 ließ er sich krönen. Es war ein symbolischer Akt, mit dem die politische Eigenständigkeit Polens unterstrichen und das junge Staatswesen fest auf der Karte Europas verankert wurde. Die Herrschaft Bolesławs des Tapferen brachte Polen neue Gebiete und die Freiheit vom deutschen Einfluss. Seine kurze Herrschaft endete jedoch schnell, da er weniger als zwei Monate nach seiner Krönung am 17. Juni 1025 starb.
Bereits am 25. Dezember desselben Jahres wurde sein Sohn Mieszko II. Lambert in Gnesen zum zweiten König Polens gekrönt – ein Zeichen der dynastischen Kontinuität, aber auch ein Hinweis auf die politischen Spannungen jener Zeit. Seine Herrschaft war von inneren und äußeren Konflikten geprägt, und bei seinem Tod im Jahr 1034 war das mühsam aufgebaute Reich deutlich geschwächt.
Auf der unweit von Gnesen gelegenen Insel Ostrów Lednicki soll Mieszko I., der Vater von Bolesław, im Jahr 966 zum Christentum konvertiert sein. Das Datum gilt als Anfang der polnischen Staatlichkeit. Im dortigen „Museum der Ersten Piasten“ können Besucher eine Sonderausstellung zur Frühzeit des polnischen Königreichs und der Rolle von Bolesław sehen. Die interaktive Schau zeigt Originalfundstücke von der Insel sowie zahlreiche liturgische Gegenstände und Nachbildungen, die mit dem frühen Königreich verbunden sind.

Eine besondere Bedeutung für den frühen polnischen Staat kommt Poznań (Posen) zu. Auf der Dominsel befand sich eine Burganlage, die Mieszko I. als Sitz diente. 968 wurde dort der Vorgängerbau der heutigen Kathedrale errichtet. Sie diente als Grablege für Mieszko I., Bolesław Chrobry und weitere polnische Könige. In der Goldenen Kapelle der heutigen Kathedrale befindet sich ein Mausoleum für Mieszko I. und Bolesław Chrobry mit Bronzestatuen der beiden Herrscher, die der preußische Bildhauer Christian Daniel Rauch 1841 geschaffen hatte.

Brama Poznania – Geschichte erleben

Für kurze Zeit war Posen im 13. Jahrhundert auch polnische Hauptstadt. Diese Geschichte können Besucher eindrucksvoll im multimedialen Museum Brama Poznania (Posener Tor) erleben. Das moderne Zentrum erzählt die Entwicklung Polens vom Heidentum zur christlichen Monarchie – mit Projektionen, Klanginstallationen und interaktiven Elementen. Es ist einer der zentralen Orte des Jubiläumsjahres 2025 in Poznań.
Doch die Geschichte Posens endet nicht im Mittelalter. Vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert war die Stadt ein Teil Preußens. Im Zuge der Teilungen Polens fiel die Stadt 1793 an das Königreich Preußen und wurde später Hauptstadt der Provinz Posen. Deutsche Architektur und Verwaltung prägten die Stadt, doch der polnische Widerstand gegen Germanisierung und kulturelle Unterdrückung war stark. Im Stadtbild erinnern der Kaiserpalast und andere wilhelminische Bauten an diese Epoche.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Poznań Teil der neu gegründeten Zweiten Polnischen Republik – doch das friedliche Miteinander war nur von kurzer Dauer.
NS-Herrschaft und Krieg
1939 wurde Poznań von Nazi-Deutschland annektiert. Die deutsche Besatzungspolitik war brutal: Deportationen, Enteignungen, Morde. Das Museum Fort VII – Colomb, heute Gedenkstätte, war eines der ersten Konzentrationslager auf polnischem Boden. Hier hielt die SS hauptsächlich Polen gefangen: Anfangs Angehörige der Oberschicht und der Bildungseliten, später solche, die gegen Besatzungsbestimmungen verstoßen hatten oder im Verdacht standen, politisch oder militärisch Widerstand zu leisten. Viele wurden im Fort VII hingerichtet, andere starben an Folter oder an den widrigen Lebensbedingungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Poznań Teil der Volksrepublik Polen. In den 1950er Jahren wurde die Stadt zum Symbol des Widerstands gegen das kommunistische Regime. Der Posener Aufstand von 1956, bei dem Arbeiter bessere Lebensbedingungen forderten, war ein Meilenstein im Kampf für Freiheit.
Heute ist Poznań ein Symbol des polnischen Aufbruchs. Die Stadt gilt als eine der wirtschaftlich dynamischsten in Polen, mit Universitäten, Start-ups, Messen – und einer reichen Kulturlandschaft.
Ein Muss für jeden Besucher ist das Enigma-Museum, das 2021 eröffnet wurde. Es widmet sich dem oft übersehenen Beitrag polnischer Mathematiker zur Entschlüsselung der deutschen Enigma-Verschlüsselung im Zweiten Weltkrieg. Der moderne Bau bietet Einblicke in Kryptoanalyse, Kriegsgeschichte und Technikgeschichte – spannend, interaktiv, eindrücklich.

Zusammen mit dem Brama Poznania bildet das Museum eine Achse der Aufklärung und Erinnerung: vom Mittelalter bis zur Moderne.
Jubiläum 2025: Eine Nation erinnert sich
Der polnische Staat hat das Jahr 2025 offiziell zum „Jahr des Millenniums der Krönung der beiden ersten Könige Polens in Gniezno“ erklärt, um die Bedeutung dieses historischen Meilensteins zu unterstreichen.
Die zentralen Feierlichkeiten werden an zwei Wochenenden im August in Gniezno stattfinden. Ihr wichtigstes Element wird eine multimediale Inszenierung des Krönungsaktes unter freiem Himmel sein. Im September findet zudem eine Feier anlässlich des Aktes von Gnesen statt. Während des gesamten Jahres sind weitere Veranstaltungen im Zeichen des Jubiläums geplant.
Wer die Geschichte hautnah erleben will, sollte den Szlak Piastowski (Piastenweg) bereisen. Die Route verbindet historische Orte wie Gniezno, Ostrów Lednicki, Biskupin und Poznań – eine Zeitreise durch das frühe Polen.
In Poznań widmet sich auch das Museum der Ursprünge des polnischen Staatesden Anfangsjahren von Polen und der Herrscherfamilie der Piasten.
Im Jahr 2025 lohnt es sich besonders nach Polen zu reisen, denn unser Nachbar feiert seine ersten Könige, die die politische Eigenständigkeit des noch jungen Staates gefestigt und Polen dauerhaft in der europäischen politischen Landschaft etabliert haben. Die Feierlichkeiten bieten eine gute Gelegenheit, die reiche Geschichte des Landes zu würdigen.
INFOS:
Anreise mit dem Europaticket von Deutschland nach Posen und Gnesen. Ein Ticket für die einfache Fahrt kostet je nach Verfügbarkeit ab 18,99 Euro in der 2. Klasse und ab 27,99 Euro in der 1. Klasse.
Aktuelle Informationen rund um die Feierlichkeiten in Gniezno gibt es unter www.gniezno2025.pl.
Informationen zuPoznan unter https://visitpoznan.pl/en
Touristische und kulturelle Informationen zu Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt www.polen.travel