Keine Stadt von Welt, die er noch nicht besungen hat, kein Festival, bei dem er nicht Stargast war: Roland Villazón. Am 27. August kommt der Tenor im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) in die St. Bartholomäus-Kirche Wesselburen. Passend zum Venedig-Schwerpunkt unternimmt der Weltstar gemeinsam mit dem Kammermusikensemble „lautten compagney Berlin“ unter dem Titel „Viaggio dell’anima“ eine musikalische Seelenreise in die Welt des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi, Giulio und Francesca Caccini und deren Zeitgenossen aus dem Venedig des 17. Jahrhunderts.
Seit Ihrem umjubelten Debüt 2018 sind Sie dem SHMF eng verbunden. Sie leiten selbst mit den Salzburger Mozartwochen ein Klassikfestival und treten auf vielen Festivals als Stargast auf. Was schätzen Sie am SHMF?
Ich bin in diesem Jahr zum dritten Mal in Schleswig-Holstein und entdecke jedes Mal mindestens einen neuen Konzertsaal. Das kann sonst kaum ein Festival bieten! Außerdem ist natürlich das Publikum großartig – sehr herzlich, nicht formell oder steif. Es gibt uns Künstlern so viel zurück. Ich bin wirklich gerne beim SHMF, dieses Jahr sogar mit drei Programmen.
Worauf darf das Publikum sich bei Ihrem Konzert in Wesselburen freuen?
Ich habe im Jahr 2023 mit dem künstlerischen Leiter der „lautten compagney“ bei der Neuproduktion von Monteverdis“ Orfeo“ an der Semperoper zum ersten Mal zusammengearbeitet. Es war wirklich eine ganz besondere, inspirierende Arbeit. Uns wurde dann ziemlich schnell klar, dass wir mehr zusammen machen möchten. Die Idee einer „Seelenreise“, also einer Reise durch all die tiefen Emotionen, die ein moderner Mensch im Laufe seines Lebens durchlebt, haben wir uns gemeinsam überlegt. Klar war, dass wir uns musikalisch bei Monteverdi und seinen Zeitgenossen sehr wohlfühlen. Wir haben gerade intensiv geprobt, es ist ganz viel neues Repertoire für mich, und ich bin wirklich aufgeregt und glücklich. Denn es ist eine großartige, dramatische und seelenvolle Musik. Und auch ein bisschen Spaß wird nicht fehlen.
Was verbindet Sie mit Venedig?
Lustigerweise hat mein Sohn dort gerade ein Jahr studiert und ich habe ihn mehrmals besucht. Ich liebe die Stadt.
Sie sind ein vielseitiger Künstler, der als Sänger, Regisseur, Buchautor und Intendant tätig ist. Wie bekommen Sie Ihre vielen Leidenschaften unter einen Hut?
Das ist jeden Tag eine neue Herausforderung. Nein ganz im Ernst: ich liebe alles, was ich tue, und die Vielfalt gibt mir Energie. Ich habe genug Zeit für alle meine Aufgaben; und wenn ich etwas tue, dann zu hundert Prozent.
Wie funktioniert das mit dem Zeitmanagement?
Da hat die deutsche Schule leider nicht auf mich abgefärbt. Pünktlichkeit fällt mir wirklich schwer. Ich kann mich wunderbar in etwas verlieren und liebe es auch, stundenlang zu lesen, zu flanieren oder nachzudenken. Zwischendurch muss ich mich dann natürlich disziplinieren.
Was machen Sie, um zwischen Ihren Terminen und Verpflichtungen nicht aufgerieben zu werden?
Einfach mal einen Tag lang im Schlafanzug bleiben und nur lesen – das hilft, die Batterie zu füllen. Und Stille kann etwas ganz Wunderbares sein. Gerade war ich drei Wochen auf Menorca. Da musste ich zwar sehr viel neue Musik lernen, aber zwischendurch habe ich auch abgeschaltet.
Haben Sie Zeit für eine kurze Auszeit bei uns im ‚Echten Norden‘?
Zwischen den Konzerten bleibe ich im Land und werde zwei Tage lang an meinem neuen Roman schreiben. Darauf freue ich mich schon sehr!!