Ob große Oper oder sanftes Lied – die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer begeistert durch ein vielfältiges Repertoire und eine äußerst wandelbare Stimme. Mit besonderem Interesse widmet sich die vielseitige Berlinerin der Aufführungspraxis Alter Musik und wird im Zuge des Schleswig-Holstein Musikfestivals zwei Konzerte mit einem Barbara Strozzi Programm geben. Gemeinsam mit dem Barockensemble „Il Giratempo“ und dem Jazzsaxophonisten Magnus Mehl wird sie in der St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt und der Peter-Paul-Kirche Bad Oldesloe auftreten.
Was erwartet das Publikum?
Das Publikum erwartet wunderbare Musik von der Barock-Komponistin Barbara Strozzi sowie Zeitgenossen, Freunden, Kollegen und Lehrern von ihr. Ihre Kompositionen bringe ich zusammen mit dem Jazz-Saxophonisten Magnus Mehl und dem Ensemble „Il Giratempo“ als Crossover-Projekt auf die Bühne. Wir probieren also, die Musik aus dem 17. Jahrhundert ins Jetzt zu transportieren.
Die meisten Menschen verbinden männliche Namen wir Claudio Monteverdi oder Antonio Vivaldi mit Barockmusik. Wie sah die Rolle der Frau in der Musikszene des 17. Jahrhunderts aus und wie hat sich Barbara Strozzi in dieser Zeit als Komponistin und Sängerin in einer vermeintlichen Männerwelt behauptet?
Venedig war in dieser Zeit relativ fortgeschritten und modern; natürlich nicht vergleichbar mit den heutigen Frauenrechten. Es war die Geburtsstunde einer liberalen, weltlichen Kunstszene. Komponistenkarrieren sind nicht mehr an Kirchenämter geknüpft und junge Musiker, Maler und Bohemians erobern die Salons der kulturbeflissenen Eliten. Frauen hatten, solange sie unverheiratet waren, relativ freies Spiel. Barbara Strozzi blieb ihr Leben lang unverheiratet und hat das ausgekostet, war in der Gesellschaft als Komponistin akzeptiert und wurde eigentlich erst später bewusst vergessen, als man Frauennamen nicht mehr in den Geschichtsbüchern stehen haben wollte. Sie war auch nicht die einzige komponierende Frau in Venedig. Es gab noch Francesca Caccini, wie Barbara Strozzi eine Schülerin von Francesco Cavalli, oder Antonia Bembo, die irgendwann nach ihrer Hochzeit nach Paris geflohen ist, damit sie weiter komponieren durfte.
Die Musikepoche des Barocks scheint es Ihnen angetan zu haben. Was fasziniert Sie an dieser Zeit?
Zum einen mag ich wirklich die Stilistik dieser Zeit und die Klangfarben, gerade wenn man das mit historischen Instrumenten spielt. Die Art, wie man die Gesangsstimme anders führen muss als bei romantischer Musik, macht mir viel Spaß. So kann ich meine Stimme als komplettes Instrument in verschiedenen Varianten einsetzen. Zum anderen reizt mich an der historischen Aufführungspraxis das Unbekannte, das man fernab von Hörgewohnheiten in der Musik entdecken kann. Das gibt mir als Künstlerin mehr Freiraum, wirklich einen eigenen Weg in dieser Musik zu finden.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen klassischer Musik und Jazz? Und wie beeinflusst dies die Interpretation von Strozzis Werken?
Wir haben festgestellt, dass sich die Musik tatsächlich sehr gut für Crossover eignet. Am Anfang der Proben versuchen wir Barockmusiker und der Jazzer, eine gemeinsame Sprache zu finden, und irgendwann merkt man, dass das, was im Jazz ein Loop genannt wird, bei uns eine Passacaglia ist, also ein sich wiederholendes Bassmotiv, über das man wunderbar improvisieren kann.
Auf diese Weise haben wir verschiedene Stücke durchleuchtet, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt bis daraus ein Programm entstanden ist. Es hätte noch viel mehr Repertoire gegeben, aber wir wollten auch nicht auf Teufel komm‘ raus jedem Stück einen Crossover-Stempel aufdrücken. Schlussendlich würde ich sagen, die ausgewählten Stücke profitieren alle davon. Sie sind natürlich als Original schon wunderbar, aber bekommen durch unsere Crossover-Interpretation noch einen gewissen zusätzlichen Charme.
Was sagen Klassik- bzw. Jazz-Puristen dazu?
Wir hatten tatsächlich schon Konzerte in Jazzclubs, was für uns Klassiker etwas ganz Besonderes war, weil das Publikum doch ein bisschen anders reagiert als unser Standardpublikum im Konzertsaal. Anfänglich haben vielleicht beide Seiten manchmal anfangs ein bisschen die Nase gerümpft, weil sie nicht so richtig wussten, was auf sie zukommt. Crossover ist zwar nicht mehr komplett neu und wir sind auch nicht die allerersten, die das machen, bzw. werden nicht die letzten sein. Trotzdem merkt man, dass die Leute manchmal nicht sicher sind, ob das funktioniert, und sich fragen: Braucht man wirklich ein Saxofon in der Barockmusik?! Ich habe aber das Gefühl, dass wir die meisten schon mit der ersten Nummer davon überzeugen konnten, dass diese Art von Musik eine gute Erweiterung der Wahrnehmungsweise ist, und zeigt, wie aktuell diese vermeintlich Alte Musik doch ist.
„Ciao Barbara“
Mi, 14. August, 19.30 Uhr
St. Christopheruskirche Friedrichstadt
Do, 15. August, 19.30 Uhr
Peter-Paul-Kirche Bad Oldesloe
Karten unter www.shmf.de und 0431 23 70 70
Laila Salome Fischer – Talkin‘ About Barbara
Laila Salome Fischer, Magnus Mehl, Ensemble Il Giratempo
Label: Perfect Noise