Es wird eine musikalische Begegnung der ganz besonderen Art: Die diesjährige Porträtkünstlerin Asya Fateyeva trifft auf den israelischen Mandolinisten Avi Avital, der als Porträtkünstler 2017 ganz Schleswig-Holstein verzauberte. Gemeinsam mit dem renommierten Venice Baroque Orchestra widmen sie sich den „Vier Jahreszeiten“ des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi. Andreas Guballa hat mit Avi Avital gesprochen.
Worauf darf das Publikum sich freuen?
Wir bringen eines der wohl bekanntesten Werke der Barockmusik in Dialog mit vier Neu-Interpretationen der jeweiligen Jahreszeiten von David Bruce, Bo Wiget, Benjamin Scheuer und Wolf Kerschek. Während ich mit der Mandoline als Solostimme dem Stück einen eher folkloristischen Charakter verleihe, wird Ayse Fateyeva mit ihrem Saxophon-Spiel die Musik kontrastieren und reflektieren.
Sind Sie mit Asya Fateyeva schon früher aufgetreten und was schätzen Sie an ihr?
Wir haben schon einmal eine Komposition für Saxophon und Mandoline aufgeführt und es hat sofort Klick gemacht. Ich finde, sie ist eine brillante Musikerin und ein wunderbarer Mensch. Seitdem haben wir immer wieder nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesucht und freuen uns, uns nun beim SHMF wiederzutreffen.
Als Sie vor über zwanzig Jahren das erste Mal klassisches Repertoire auf der Konzertbühne spielten, war Ihr Instrument ein Exot. Mittlerweile liebt Sie das Publikum für Ihre Programme. Glauben Sie, Sie haben es geschafft, die Mandoline auf der Konzertbühne zu etablieren?
Am Anfang meiner Karriere hat die Mandoline in der Tat nicht zwangsläufig zum Konzertbetrieb gehörte. Ich musste wirklich hart arbeiten, um Konzertveranstalter, Publikum und Orchester davon zu überzeugen, dass die Mandoline ein genauso vielseitiges und anspruchsvolles Instrument ist wie die Geige, das Cello oder das Klavier. Mit aller Bescheidenheit kann ich sagen, dass das Instrument heute deutlich öfter auf der Konzertbühne zu erleben ist als früher. Das beflügelt mich, immer neue anspruchsvolle und energiegeladene Programme zu entwickeln. Wenn diese dann beim Publikum ankommen, bin ich glücklich.
Was fasziniert Sie bis heute an dem Instrument?
Die Mandoline ist ein sehr vielseitiges Instrument mit einem einzigartigen Klang, das in vielen musikalischen Kontexten eine wichtige Rolle spielt. Vielleicht ist sie sogar das beliebteste und meist verbreitete Saiteninstrument weltweit sowie in allen Kulturen und Genres zuhause. Im Gegensatz zur Geige ist die Mandoline von Anfang an sehr intuitiv. Auch wenn die Mandoline als Konzertinstrument im Kanon der klassischen Musik nicht so oft vorkommt, entdecke ich immer wieder Neues daran und entwickle es weiter. Ich genieße auch jeden Abend das Gefühl, dass die Mandoline für einen Großteil des Publikums noch eine Entdeckung ist. Ein Gefühl, das ein Pianist vielleicht nicht hat.
Wahrscheinlich mussten Sie lange mit dem Image des Exoten leben – haben Sie nie erwogen, auf ein ’normales‘ Instrument umzusteigen?
Nein, dazu liebe ich die Mandoline zu sehr. Ich genieße die Freiheit, keinen vorgezeichneten Weg gehen zu müssen, wie die meisten Musiker eines herkömmlichen Instruments.
Sie waren 2017 Porträtkünstler beim SHMF. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit?
Die beiden Monate beim SHMF gehören zu den schönsten Erlebnissen meines musikalischen Lebens, die ich nie vergessen werde. Als ich gefragt wurde, das Künstlerporträt zu übernehmen, war mir sofort klar, dass ich die ganze Zeit vor Ort wohnen möchte, um vollkommen in das Umfeld eintauchen zu können. Ich konnte meine Frau überzeugen, für die Dauer des Festivals nach Lübeck zu ziehen und wir haben hier wundervolle Wochen nahe der Ostsee verbracht – an dem einzigen regenfreien Tag konnten wir sogar schwimmen gehen.
Seitdem fühle ich mich dem Land und dem Festival sehr verbunden, das mir die Gelegenheit gegeben hat, mich musikalisch auszutoben. Ich habe neun oder zehn Projekte an über zwanzig Konzertorten präsentiert, konnte drei Weltpremieren aufführen, habe unterrichtet und konnte mit Künstlerpersönlichkeiten auftreten, die ich mir schon lange gewünscht habe.
Haben Sie Tipps für Asya Fateyeva, wie man so einen Konzertmarathon gut übersteht?
Am Anfang fühlt es sich wirklich wie ein Marathon an. Aber es ist angenehmer als gedacht und ich habe jede Minute genossen. Für mich ist ein Festival dann erfolgreich, wenn die Atmosphäre nicht nur im Konzertsaal zu spüren ist, sondern in der ganzen Stadt oder Region. Das ist für mich in Schleswig-Holstein der Fall. Der Funke springt im ganzen Land auf die Menschen über. Daher würde ich Asya raten: Genieße jede Minute. Die Zeit verging wirklich wie im Fluge.