Dass Musik und Humor ziemlich gut zusammenpassen, beweisen nicht nur die zahlreichen klassisch ausgebildeten Musiker, die das Comedy-Fach für sich entdeckt haben oder beides miteinander vereinen. Viele von ihnen konnten in der Vergangenheit auch schon das Publikum des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) begeistern. Nach ihren umjubelten Auftritten im vergangenen Jahres kommt die Musiktheatertruppe „Släpstick“ aus den Niederlanden auch in diesem Festivalsommer wieder nach Schleswig-Holstein – unter anderem am 22. Juli ins Stadttheater Heide. Hornist Rogier Bosman verriet mehr über den Auftritt und die Bandgeschichte
Der Intendant des Festivals, Christian Kuhnt, hat vor Lachmuskelkater bei Ihrem Auftritt gewarnt. Was erwartet das Publikum?
Es wird ein großes Spektakel mit vielen Sketchen, vielen Instrumenten und viel Humor. Komponisten wie Brahms, Beethoven oder Schubert bekommen genauso ihr Fett weg wie Georg Gershwin, dessen Geist eine Flotte von rollenden Instrumenten begleitet. Wir zaubern zu fünft ein ganzes Sinfonieorchester auf die Bühne, geleitet von einem aufblasbaren Dirigenten! Unser aktuelles Programm heißt »Schërzo« und ist ein Wortspiel zwischen „Scherz“ und „Scherzo“ als Bezeichnung einer sinfonischen Satzform. Es ist ein Programm mit klassischer Musik, das man aber nicht allzu ernst nehmen darf.
Das Projekt klingt nach einer Schnapsidee. Wie ist das Ensemble entstanden?
Anfangs waren wir als Begleitband einer finnischen Sängerin unterwegs. Wir haben damals schon auf der Bühne Witze und Spaß gemacht bis sie entnervt in ihre Heimat zurück ist. Wir wollten dann noch allein einen Auftritt machen, der so gut ankam, dass es uns 27 Jahre später immer noch gibt.
Trotz der vordergründigen Leichtigkeit zeigt sich in Ihren Auftritten auch immer ein gehöriges Maß an Perfektion und Präzision. Wie lange braucht es, um einen neuen Sketch einzuüben?
Die Zeit, die es braucht, um ein Geigenkonzert von Mozart einzustudieren, die brauchen wir auch, wenn ein Sketch sitzen soll. Da kann die Erarbeitung einer neuen Show schon mal ein Jahr in Anspruch nehmen. Für einen neuen Sketch braucht es nicht nur die physische Umsetzung auf der Bühne, sondern auch viel Technik im Hintergrund. Wir haben ein programmierbares Pianola, Licht und Mikrofonie. Das muss alles Hand in Hand gehen.
Und woher kommen die Idee?
Die Ideen liegen eigentlich auf der Straße oder stammen von YouTube. Viele Einfälle haben wir auch wenn wir klassische Musik hören. Es gibt jeden Tag so viele Ideen, damit könnten wir mehrere Programme füllen.
Viele Musik-Comedy-Ensemble bestehen aus klassisch ausgebildeten Musikern. Liegt Ihnen die Musik auch im Blut?
Ja, wir haben alle an der Musikhochschule klassisch Geige, Bass, Klarinette und Horn studiert. Mittlerweile spielen wir auch ein bisschen Jazz und Pop, aber alles nicht allzu ernst gemeint.
Als niederländisches Ensemble sind Sie weltweit unterwegs. Gerade waren Sie in Südkorea. Stellen sie Unterschiede fest, wie das Publikum auf ihre Show reagiert?
Humor ist universell. Wenn jemand auf einer Banane ausrutscht oder mit Wasser bespritzt wird, finden das alle gleichermaßen lustig. Nur wie auf Witze reagiert wird, ist unterschiedlich. In Holland lacht man während des Sketches, in Deutschland nach dem Sketch und in Belgien am Ende der Show. Aber letztendlich sind alle glücklich und klatschen.